Den vergangenen Sonntag, 6. Oktober 2024, öffneten insgesamt fast 190 bildende Künstlerinnen und Künstler aus Niederbayern ihre Ateliers für einen „Tag der offenen Tür“. Viele Besucher konnten am Ort des Schaffens die Künstlerinnen und Künstler, ihre Arbeitstechniken, ihre Ideen und ihre Werkstoffe kennenlernen und sich darüber austauschen. In Straßkirchen findet die Kunst besondere Beachtung und die örtliche Künstlerin Madeleine Schollerer beteiligte sich bei der diesjährigen Aktion des Bezirks Niederbayern und des Berufsverbands Bildender Künstler. Alle zwei Jahre im Herbst findet ein „Tag der offenen Tür“ in professionellen Künstlerateliers statt, im Jahr 2024 bereits zum 14. Mal. Besonders spannend ist es, eine Werkstatt zu betreten und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen: Werkstoffe können aus nächster Nähe betrachtet werden, Arbeitstechniken und Ideen werden von den Kunstschaffenden selbst erklärt, Entwürfe und Modelle geben Einblick in Entstehungsprozesse aktueller Kunst und natürlich darf man sehen wie ausgewählte Werke erstehen.
Blick hinter die Kulissen
Dieses Mal war in Straßkirchen bei Madeleine Schollerer der Blick hinter die Kulissen möglich. Durch ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Hien (Bildhauerei und Installation) hat sie ihr künstlerisches Schaffen von Grund auf erlernt und über die Jahre hinweg sukzessiv auf verschiedene Techniken und Materialien erweitert. So hat sie diverse Preise und Auszeichnungen gewinnen können und internationale Ausstellungspraxis. Außerdem wird sie künstlerisch vertreten durch die Galerie Isabelle Lesmeister in Regensburg. Und nicht zuletzt hat man ihr zum wiederholten Male die Gestaltung des Straubinger Volksfestsammlermaßkrugs anvertraut, was eine besondere Auszeichnung im Gäuboden darstellt.
Die charmante Künstlerin hat eine schier unbändige Neugierde für Materialeigenschaften und große Lust am Experimentieren. Ihrem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Hauptsache, alles ist echtes Handwerk. Daher lässt sich die Künstlerin auch nicht auf ein Medium festlegen, obgleich sie eine ausgeprägte Leidenschaft für Scherenschnitte hat. Auf einen gemeinsamen Nenner lässt sich ihre künstlerische Arbeit aber doch bringen: Licht und Schatten. Auf eine leise, aber sehr eindringliche Art und Weise bringt sie immaterielle und vergängliche Phänomene in eine dauerhafte Form. Sie arbeitet mit Kontrasten und überraschenden Synthesen.
20 Jahre Scheerenschnitt
Heuer stand das „Atelier Schollerer“ unter dem Motto „20 Jahre Scherenschnitt“ und bot eine große Retrospektive zur Technik des Papierschnitts in dem sie in Petersburger Hängung Landschaftsmotive mit Achterbahnen und Tropfsteinhöhlen in Groß- und Kleinformaten kombiniert. Auch eine umfangreiche Serie der Silhouettenschnitte von Insekten aus Vinylschallplatten ziert die Wände des markanten „Künstlerhauses“. Ihr Hauptmotiv ist jedoch die Natur, bei der genaue Naturbeobachtung in Kombination mit ganz unkonventionellen Materialien einen neuen Zusammenhang bekommt. Madeleine Schollerer hat viele Erdteile bereist und dabei vielseitigste Länderstudien gestaltet. Ob es die Reisen nach Florenz oder innerhalb Deutschlands sind, alles findet Eingang in ihr künstlerisches Schaffen. Da sie als Liebhaberin auch der heimischen Natur gilt, sind gerade die Scheerenschnitte von Laubblättern mehr als ein Hingucker
An der weißen Atelierwand beeindrucken schwarze Herbstblätter und wunderschöne Scheerenschnitte. Den Kreuzgang der Florentiner Basilika „Santissima Annunziata“, der Gründungs- und Klosterkirche des Servitenordens, wurde mittels Scheerenschnitt an der Künstlerstafflei durch Madeleine Schollerer wunderbar gestaltet. Bürgermeister Christian Hirtreiter freute sich über die Einblicke in das neuste Schaffen der talentierten Straßkirchner Künstlerin.