Beim jüngsten Treffen der historisch interessierten Gemeindebürger konnte Bürgermeister Christian Hirtreiter im Rathaus die seit fast zehn Jahren engagiert tätigen Gremiumsmitglieder begrüßen (21.2.24). Eingangs konnte der Leiter des Ordnungsamtes der VG Straßkirchen, Gerald Riedl, auf die Gegebenheit am gemeindlichen Friedhof in Straßkirchen eingehen. Dargestellt wurde, dass die Entwicklung im Bereich „Begräbniskultur und Friedhofswesen“ mit enormer Rasanz vor sich geht.
Immer mehr Urnenbestattungen, weniger Familiengräber – die Bestattungskultur verändert sich insgesamt. Und das stellt die Friedhöfe in den Kommunen vor neue Herausforderungen. Künstlerisch aufwendige und ästhetische schöne Grabstätten werden oftmals aufgelöst. Große Grabstätten sind nicht mehr so nachgefragt, denn Urnengräber brauchen bei Weitem weniger Grabpflege und sind insgesamt günstiger. Da Friedhöfe kostendeckend arbeiten müssten, wirke sich das natürlich auch auf die Gebühren aus.
Da kaum noch neue Familiengräber angelegt werden, verschwindet auch ein Stück Friedhofskultur. In den vergangenen fünf Jahren wurden am Straßkirchner Gemeindefriedhof lediglich vier neue Familiengrabstätten geschaffen. In Straßkirchen wird ein großer Wert auf den Erhalt des Friedhofs auch als geschichtliches Gedächtnis gelegt. Ändern werde das an den Tendenzen der Bestattungskultur nichts, ist sich Riedl sicher.
Die Tendenz im Land bestätigt das. Über 70 Prozent aller Beisetzungen am Friedhof in Straßkirchen finden mittlerweile als Feuerbestattungen statt, erklärte Riedl. Anhand des neu beschafften Verwaltungsprogrammes der Gemeinde wurden den Gremiumsmitgliedern die Möglichkeiten aufgezeigt, inwiefern nun der Bestand und die Historie am Friedhof auch für die Zukunft archiviert werden können. Besonderer Augenmerk wird auch auf den Zugriff auf die Fotografien der Grabstätten gelegt. Auch wenn große Familiengräber zukünftig aufgelöst werden würden, sind die Daten und Fotos nicht verloren und können für Recherchen weiterverwendet werden. Willi Goetz ergänzte, dass in Straßkirchen neben dem bekannten Straßkirchner Bajuwarengräberfeld, dem Pestfriedhof, dem ehemaligen Friedhof an der Pfarrkirche St. Stephanus der seit 1953 neu geschaffene Gemeindefriedhof der vierte Straßkirchner Friedhof ist. Das bajuwarische Reihengräberfeld in Straßkirchen und die entsprechenden Ausgrabungen von 1988 bis 1993, berichtete Willi Goetz nicht nur als betroffener Grundstücksbesitzer, sondern auch Initiator der Ausgrabungen, seien von überregionaler Bedeutung. Allein aus der bajuwarischen Phase waren nach sechsjährigen Ausgrabungen 402 Gräber mit 405 Bestatteten geborgen worden. Obwohl die Gräber über die Jahrhunderte wegen ihrer wertvollen Inhalte mehrmals stark beraubt wurden, fanden sich neben den Skeletten noch 640 Objekte, welche die Wissenschaft noch lange beschäftigen werden. Willi Goetz ist trotz seines verdienten Ruhestandes weiterhin äußerst aktiv. Nicht nur, dass er sich mit Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte stark engagiert, es gelingt ihm auch sein umfassendes Wissen und seine Kreativität für die Orts- und Heimatgeschichte zu bündeln und an die nachwachsenden Generationen weiterzugeben. Der Schambacher Josef Bock berichtete zu seinen Aktivitäten und stellte eine Berichterstattung zum bekannten Schambacher „Jaga Sepp“ und dem abgebrannten Waldgasthaus „Rehbock“ in Aussicht. Der gebürtige Putzenhofener, Hans Edenhofner, ist derzeit am Verfassen einer Abhandlung zum ehemaligen Ortsteil Putzenhofen. Im Hinblick auf die Paitzkofner Fresken wurde ebenso zum Sachstand berichtet.
Überregionales Kleinod im Gäuboden
Die Fresken in der Paitzkofener Kirche sind besonders wertvoll und erfreuen sich überregionalen Interesses. Die Renovierung der Paitzkofner Kirche St. Nikolaus ist abgeschlossen. Die Gemeinde Straßkirchen hatte hierfür eine erhebliche Förderung beigetragen, denn die Gäubodengemeinde besitzt mit dieser bis in die vorromanischen Zeit zurückreichenden Kirche ein überregionales Kleinod. Der Kunsthistoriker Dr. Gerald Dobler hat hierzu eine aufschlussreiche wissenschaftliche Veröffentlichung verfasst. Dr. Gerald Dobler, Experte für gotische Wandmalereien, stellt im Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung 122, erschienen bei der Attenkofer` schen Buch- und Kunstdruckerei, Straubing 2021, seine Erkenntnisse vor. Die Wandmalereien in der Filialkirche Sankt Nikolaus in Paitzkofen, beinhalten Fresken aus der Zeit um 1300, welche hoch qualitätsvoll nahezu gleichrangig mit den Malereien in der Dominikanerinnenklosterkirche Adlersberg bei Regensburg und der Malerei an der Fassade der Regensburger Deutschordenskirche St. Ägidius (1290/1297) bewertet werden. Das kleine Gäubodenkirchlein, bislang fälschlich um 1450 datiert, besitzt umfangreiche Reste hochrangiger frühgotischer Wandmalereien und weitere bemerkenswerte Baudetails von der Romanik bis zur Spätgotik. Außer den bisher freigelegten direkt auf dem Wandputz befindlichen Bilderzyklen aus dem Zeitraum 1270 bis 1290 sind unter Tünchen und Überputzungen an den Wänden und im Chorraum weitere Malereien zu erwarten. Diese teilweise noch sehr gut erhaltenen frühgotischen Wandmalereien sind älter als alle bislang bekannten Straubinger Fresken. Dargestellt ist die Leidensgeschichte Jesu mit einem darunter liegenden Christus- und Apostelfries. Die Fresken befinden sich an der Nordwand des romanischen Langhauses. Die Wandmalereien in Fresco-Secco-Technik wurden erst 1958 entdeckt und sind dann restauriert worden. Der Passionszyklus beginnt bei der Szene Jesus im Garten Gethsemane und endet auf dem zweiten Fresco mit der Grablegung und der leiblichen Auferstehung Jesu. Ebenfalls dargestellt ist die Jungfrauenlegende des Kirchenpatrons Nikolaus. Willi Goetz hatte hierfür die initiale Anregung gegeben.
Bürgermeister Christian Hirtreiter dankte den Gremiumsmitgliedern fürs hervorragende Engagement in allen Bereichen. Insbesondere auch Willi Goetz, ob Schulmuseum oder Ortsgeschichte, überall sei Goetz höchst vorbildlich tätig, so Hirtreiter. Seit über 25 Jahren gibt das Schulmuseum Kindern einen Einblick in die Zeit von damals. Nach „Straßkirchen in alten Ansichten“ im Jahr 2004 und einer Ortsgeschichte 2012 gibt es seit 2021 von Willi Goetz einen dritten Band über seinen Heimatort mit dem Titel „Straßkirchen in Zeitungsartikeln“, gedruckt in der Cl. Attenkofer`schen Buch- und Kunstdruckerei Straubing. Er enthält auf 142 Seiten eine Auswahl von Goetz in den letzten 20 Jahren für das Straubinger Tagblatt verfasster orts- und heimatkundlicher Artikel aus der reichen Vergangenheit und Gegenwart des Dorfes, ausgestattet mit vielen Bildern. Auch die wichtigen Inhalte des Bajuwarengräberfeldes sind darin kommentiert. Goetz schenkte den Verantwortlichen jeweils ein Exemplar seines neuen Werkes.
Willi Goetz übergab jeweils ein Exemplar des jüngst beim Attenkofer Verlag erschienenen Buches an die in der Gemeinde aktiven historisch interessierten Gremiumsmitglieder des „Historikerarbeitskreises der Gemeinde Straßkirchen“