Beim Sonntagsgottesdienst in der Straßkirchner Pfarrkirche St. Stephanus wurde den Opfern von Krieg und Gewalt gedacht. Pfarrvikar Loxley Sebastian Paravakal konnte in seiner Predigt an die wichtige Funktion des Gedenkens erinnern.
Der Geistliche stellte heraus, dass der November der Monat ist, wo den Toten gedacht wird und man nicht nur Allerheiligen und dem Gedenken der eigenen verstorbenen Angehörigen gedenkt. Auch das offizielle Gedenken habe einen wichtigen Platz. Erstmals wurde der traditionelle Straßkirchner Volkstrauertag ohne Vereins- und Fahnenabordnungen durchgeführt. Nur die Fahne des Straßkirchner Krieger- und Reservistenvereins war im Gottesdienst mit dem Fahnenträger Norbert Schönhammer ohne Vereinsmitglieder vertreten. Das stille Gedenken ohne Öffentlichkeitsbeteiligung am Kriegerdenkmal war jedoch am Volkstrauertag gestattet. Nahezu jede Ortschaft hat ein eigenes „Kriegerdenkmal“ um den gefallen und vermissten Soldaten zu gedenken. Nach 75 Jahren Frieden ist für viele insbesondere junge Menschen, gerade nach der friedlichen Revolution 1989, nicht immer die Erinnerung und das Gedenken an die vielen Kriegstoten der kriegerischen Auseinandersetzungen präsent. Obwohl gerade das Gedenken an die weltweiten Opfer von Gewalt und Schrecken wichtig ist. Von den Heimkehrern der Kriege waren viele behindert und traumatisiert für den Rest ihres Lebens. Ihnen war eine besondere Verbindung zu den Ehrenmalen oftmals bis zum Lebensende geben. Was in vielen Grabinschriften auf den Soldatenfriedhöfen oder Denkmälern in Deutschland oder anderswo eingraviert ist, ist die Erinnerung an ein zumeist junges Leben. Jedes Kreuz, jeder Name steht für ein Schicksal und eine Vielzahl von trauenden Angehörigen. Die Erinnerung ist auch durch deren Namen und die Daten an unseren Ehrenmalen in der Heimat festgehalten. In Straßkirchen ist das am Friedhofsvorplatz befindliche Kriegerdenkmal eine besondere Erinnerung an die Opfer. Es ist mittlerweile auf seinem dritten Standort. Das Denkmal war ursprünglich 1906 am Platz vor dem historischen Gasthof „Zur Post“ aufgebaut worden. Bereits die Jahresversammlung des damaligen Krieger- und Veteranenvereins Straßkirchen-Haberkofen hatte 1905 den Beschluss gefasst, zu Ehren der in den Feldzügen 1849, 1866 und 1870/71 gefallenen und vermissten Soldaten ein Denkmal am freien Platz gegenüber des Gasthofs „Zur Post“ im Ortskern zu errichten. So luden damals der damalige Vorstand und königliche Oberleutnant der Reserve Ackermann, stellvertretender Vorstand Hofbauer und Sekretär Georg Klein am Sonntag, 8. Juli 1906, zur feierlichen Enthüllung des „Kriegerdenkmals“ ein. Der schön gestaltete bayerische Infantrist mit Fahne und Gewehr ist ein sehr schönes Denkmal. Vermutlich hält der Soldat seine Regimentsfahne um die Richtung zu weisen. Die feierliche Enthüllung des für 1000 Reichsmark von der Straubinger Firma Otto Hochgrassl erworbenen Denkmals fand im Juli 1906 nur acht Jahre vor dem Beginn des 1. Weltkriegs statt. Regelmäßig gedachte man in den Folgejahren den gefallenen und vermissten Kameraden. Nach der Inflation von 1923 und durch den wirtschaftlichen Notstand des Vereins fand das 50-jährige Gründungsfest nicht termingemäß 1923, sondern erst 1926 statt. Wie auch während des 1. Weltkriegs ruhte das eigentliche Vereinsleben auch im 2. Weltkrieg. In der Zeit des 2. Weltkriegs fungierte der Nazi-Ortsgruppenleiter auch als Befehlsgeber im Kriegerbund Straßkirchen. Der alljährliche Kriegerjahrtag (Heldengedenktag) wurde danach immer mehr von den braunen Machthabern dominiert. Wie alle Soldatenvereine wurde auch der Straßkirchner Verein im reichseinheitlichen Kyffhäuserbund eingebunden und „gleichgeschaltet“. Auch der Veteranen- und Kriegerverein, der zu jener Zeit schlicht und einfach „Kriegerbund“ hieß, konnte bei der Gestaltung nicht mitwirken. Im Jahre 1942 stellte die allein das Handeln bestimmende Partei gegen den erklärten Willen der Straßkirchner Vereinsführung sogar ein neues Heldendenkmal auf. Es handelte sich um einen fast 2 Meter hohen und 4 Tonnen schweren Granitblock mit einen eisernes Kreuz. Dieses Monument wurde aber in den Nachkriegsjahren wieder entfernt. Am Ende des 2. Weltkriegs lag, wie alles öffentliche Leben, auch das Vereinsgeschehen des Kriegervereins am Boden. Erst 1951 erteilte die amerikanische Militärregierung die Genehmigung zur Neuzulassung der Krieger- und Soldatenvereine in Bayern. Bei der Versammlung am 10. November im Gasthaus „Zur Post“ traten 160 ehemalige Soldaten spontan als Mitglieder bei. Unter neuer Führung begann der Krieger- und Soldatenverein wieder verschiedene Veranstaltungen zu planen, sowie die jährlich stattfindenden Veranstaltungen: u. a. das Totengedenken durchzuführen. Auch heute ist dem Verein die Traditionspflege besonders wichtig. Der Verein wird 2023 150 Jahre alt und das Kriegerdenkmal erinnert an alle Opfer von Gewalt und Schrecken. Denn Gedenken heißt erinnern und ist ein Stück Friedensarbeit.
Die Erinnerung gerade an Volkstrauertagen an den Denkmälern, den Orten, die zum Frieden mahnen, ist ein wichtiges Element, denn nur Verständigung und Versöhnung sichert den Frieden. Ohne Öffentlichkeitsbeteiligung fand nur ein Gebet durch Pfarrvikar Loxley und Bürgermeister Christian Hirtreiter am historischen Straßkirchner Kriegerdenkmal statt. Im Bild das Straßkirchner Denkmal mit Kranz.