Alle fünf Jahre steht bei den Ortsverbänden des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) die Wahl der Ortsobmänner an. Aus diesem Anlass veranstaltete der Ortsverband Straßkirchen des BBV am 31. Mai 2022 seine ordentliche Generalversammlung mit Neuwahlen für die fünfjährige Amtszeit 2022 bis 2027 im Gasthof „Brunner“. Als Referenten waren Kreisobmann Gerhard Stadler und Bürgermeister Christian Hirtreiter eingeladen.
Aktuelles aus der Gemeinde
Eingangs ging Bürgermeister Christian Hirtreiter auf die aktuellen gemeindlichen Entwicklungen der aufstrebenden Gäubodengemeinde Straßkirchen ein. Er stellte die derzeit laufenden Ausbauarbeiten der Teilstrecke Schambach – Ainbrach der Kreisstraße SR 22 mit Fahrbahnverbreiterung und der Anlage eines für landwirtschaftlichen Verkehr nutzbaren Geh- und Radweges vor. Gründe dafür waren unter anderem die geringe Fahrbahnbreite und die kurvige Linienführung. „Dies wird nun entschärft. Die Verkehrssicherheit zu erhöhen ist ein entscheidender Punkt dieser Baumaßnahme“, so Hirtreiter. Die Fahrbahn wird von 5,50 auf 6,50 Meter verbreitert und die Kurven entschärft, wobei das Bauvorhaben bis Oktober 2022 abgeschlossen wird.
Trinkwasserversorgung ist wichtig
Seit einigen Jahren haben die Bewohner in den Ortsteilen Thal, Seehof und Tiefenbrunn, Gemeinde Straßkirchen, aufgrund der Trockenheit Probleme mit der Wasserversorgung über ihre privaten Hausbrunnen. Da die Ortsteile Thal und Seehof nicht zum Verbandsgebiet des Zweckverbandes gehörten, mussten die Einzelheiten über den Anschluss erst vertraglich geregelt werden. Schließlich erklärte sich die Gemeinde bereit, alle Kosten für den Bau der Leitungen zu übernehmen und die Maßnahme steht nun kurz vor dem Abschluss. Die Fernwasserlieferung wird bereits im Laufe des Juni 2022 aufgenommen werden, was aufgrund der derzeitigen Lieferkettenproblem sehr erfreulich sei.
Status der Straßkirchner B8 Ortsumgehung
Für die Gemeinde Straßkirchen hat das Projekt „B8-Ortsumgehung“ aufgrund der hohen innerörtlichen Verkehrsbelastung und der weiteren Ausweitung der Logistikstandorte in Wallersdorf und des noch stärker werdenden Schwerlastverkehrs oberste Priorität. Das Staatliche Bauamt Passau hat Untersuchungen beauftragt, um aus umweltfachlicher Sicht möglichst konfliktarme Korridore zur Variantenfindung zu ermitteln. Auf dieser Grundlage werden dann verschiedene Umgehungsvarianten überprüft und verglichen. Eine Arbeitsgemeinschaft zweier renommierte oberbayerische Büros bearbeitet derzeit diese sogenannten Umweltverträglichkeitsstudien (UVS). Die Arbeiten erfolgen gemäß den Vorgaben des Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetzes (UVPG), wodurch Belange des Naturschutzes frühzeitig in die Trassenplanung eingebunden werden. Eine Bestandsaufnahme von Vegetation und Fauna liefert so einen Überblick über das Vorkommen von Tieren, besonders Vögeln. Darüber hinaus werden die umweltbezogenen Schutzgüter Boden, Wasser, Klima, Landschaftsbild, Land- und Forstwirtschaft untersucht. Die umfangreiche Auswertung ermöglicht anschließend die Auswahl verschiedener Planungsvarianten. Aufgrund der großen Bedeutung der Landwirtschaft im Gäuboden waren die Verantwortlichen des Bayerischen Bauernverbands in Straßkirchen bereits vorab informiert. Derzeit laufen die Kartierungen und diese werden über die Sommermonate hinweg auch auf den landwirtschaftlichen Flächen weitergeführt.
Bauernverband ist flächendeckend aktiv
In einem kurzen Rückblick auf die abgelaufene Amtszeit wurde informiert, dass der Zusammenschluss der BBV-Ortsverbände Straßkirchen, Schambach, Paitzkofen und Irlbach im Jahr 2016 gelungen sei und sich nun bewährt habe. In ganz Bayern sind 150 000 Betriebe im Bayerischen Bauernverband organisiert. Seine Aufgabe ist die Vertretung, Beratung, Unterstützung und Förderung dieses Berufsstandes auf allen Ebenen. Im Straßkirchner Ortsverband sind nun fast 100 Mitglieder vertreten. Eigentlich hätte diese Jahresversammlung 2021 durchgeführt werden sollen, jedoch wurde dies nun -aufgrund der Corona-Pandemie- auf das Frühjahr 2022 verlegt. Als Gast und weiterer Referent des Abends und zur Unterstützung und Leitung der Wahl war Kreisobmann Gerhard Stadler eingeladen.
Neuwahlen durchgeführt
Nach einer Einführung in die Formalitäten der Wahl durch Gerhard Stadler wurden die Kandidaten schnell gefunden. Als Ortsobmann wurden Anton Obermeier (Haberkofen) und als dessen Stellvertreter Wolfgang Heilmeier (Stetten) wie bisher für die Ämter gewonnen. Neu aufgenommen in die Führungsriege wurden Michael Bachl-Staudinger (Irlbach) und Stefan Bugl (Schambach) als Ausschussmitglieder. Bei der Zusammensetzung der Vorstandschaft wurden die ehemaligen BBV-Ortsverbände angemessen berücksichtigt. Die Obmänner wurden in schriftlicher, geheimer Wahl ohne Gegenstimme, für die nächsten fünf Jahre in ihren Ämtern bestätigt oder neu aufgenommen. Den ausgeschiedenen Führungskräften Franz Schweiger (Straßkirchen), Alfons Bugl (Schambach) und Johann Artmeier (Irlbach) wurde herzlich fürs Engagement gedankt. Den ehrenamtlich tätigen Führungskräften wurde eine glückliche Hand bei der Führung des BBV-Ortsverbandes gewünscht.
Zukunftsthemen der Landwirtschaft diskutiert
BBV-Kreisobmann und Bezirkspräsident des niederbayerischen Bauernverbandes, Gerhard Stadler, stellte heraus, dass sich die Anforderungen an die Landwirtschaft sich in den letzten Jahren wesentlich geändert haben. Zukunftsthemen wie Klimawandel, Tierwohl, Ressourcenschutz, Biodiversität und Digitalisierung rücken verstärkt in den Fokus. Um auf diese Herausforderungen effizient reagieren zu können, ist der Bauernverband aktiv und setzt sich hier stark ein. Die Mitgliederversammlung wurde umfassend über die Aktivitäten des BBV auf Kreisebene und darüber hinaus informiert. Stadler berichtete über aktuelle Themen aus der Verbandsarbeit und ging auch die aktuellen Themen der Land- und Wasserwirtschaft ein. „Es gibt viele Themen, welche die Wasserversorgung und die Landwirtschaft gemeinsam betreffen“, so Stadler. Er berichtete zum Ergebnis der Neuausweisung der „Roten Gebiete“ in den Gewinnungsgebieten der Wasserversorger. Man habe es geschafft bei Kennzeichnungen die nicht mehr „rot“ sind, obwohl der Nitratwert zwischen 40 und 50 mg/L liegt, nach zu schärfen. Gerhard Stadler wies darauf hin, dass die Landwirte auch trotz der reduzierten „Roten Gebiete“ mit der eingeschränkten Düngung und vor allem der bürokratischen Aufzeichnungspflicht zu kämpfen haben. Der BBV fordert darum u. a., dass noch mehr Messstellen herangezogen werden, um die mit Nitrat belasteten Gebiete noch verursachergerechter zu ermittelnt. Zum anderen betrifft die zunehmende Trockenheit Wasserversorger und Landwirtschaft gemeinsam. Es muss daher auch in der Landwirtschaft höchste Priorität darauf gelegt werden, die Böden so zu bewirtschaften, dass möglichst viel Wasser auf den Feldern versickern kann, für Pflanzen verfügbar bleibt und der Oberflächenabfluss minimiert wird. Für die Land- und Wasserwirtschaft wird es nach den aktuellen Klimaprognosen immer wichtiger, jeden Tropfen Niederschlag so effizient wie möglich zu nutzen.
Agrarpolitik in Brüssel muss praxistauglich sein
Gerhard Stadler berichtete zu den Abläufen in der EU-Kommission zur Gestaltung der Verordnungsentwürfe zur EU-Agrarpolitik (GAP). Die Beratungen von EU-Parlament, -Agrarrat und -Kommission haben eine Einigung über den EU-Rahmen für Direktzahlungen, Eco-Schemes (Öko-Regelungen), Konditionalität, aktive Landwirte, Junglandwirte und soziale Konditionalität der GAP zum Ziel. Gerade in der jetzigen schwierigen Zeit zeigt sich klar, dass die Lebensmittelversorgungssicherheit ein wesentliches Element ist und hier praxistaugliche Umsetzungen für die Landwirte unerlässlich sind. Ins Detail ging Gerhard Stadler bei den geplanten Reformen innerhalb der EU und vor allem auf die Herausforderungen der Lebensmittelversorgung durch den Ukraine-Krieg ein.