Altbezeugte Höfe

Von den Höfen, für die bis in das Mittelalter zurückreichende alte Urkunden vorliegen, werden zur Darstellung der einstigen Besitzverhältnisse, der Zehentrechte und der Hof- und Gebäudebeschaffenheit vier besonders markante Besitzungen und ihre Geschichte im Wandel der Jahrhunderte vorgestellt und gleichzeitig ein kleiner Einblick in die Lebensgewohnheiten von einst gegeben.

Das Grundbuch mit Ausweisung der Tagwerkszahlen der Höfe wird erst ab 1. Mai 1905 geführt. Die Hofgrößen können jedoch aus dem Umfang des zu leistenden Groß-, Klein- und Blutzehents beiläufig ersehen werden. Nachstehend die vier Hofgüter:

1. Das Hofmarksgut: (Kaiser Josef, Lindenstraße 27)
Auf dem Hofmarksgut saßen einst die Adeligen von Straßkirchen. Der Hof war außerdem mit der niederen Gerichtsbarkeit belehnt.

2. Der Wirtshof (Kemmer Irmengard, Kirchplatz 1)
Die Taverne war jahrhundertelang die einzige Einkehrstätte des Ortes. Der Wirt galt über einen langen Zeitraum hinweg als der reichste Mann im Dorfe.

3. Der Herzoghof (Kemmer, jetzt Kerl, Irlbacher Str. 5)
Der Hof dürfte von der Bajuwarenzeit an bis etwa um 1400 dem Vertreter des Herzogs Heimstatt gewesen sein. Er war Hofmarkssitz.

4. Der Betbruderhaushof (Hofbauer Johann, BlumenthaI 35)
Über den Besitzer Hochholzer und den Nachfolger Bergmair führt in der mütterlichen Linie eine ununterbrochene Geschlechterfolge zur Familie Johann Hofbauer. Der Besitz dürfte daher der familiengeschichtlich älteste Hof im Dorfe sein.

Das Hofmarksgut Kaiser Josef, Hausnummer 56 (Lindenstraße 27)

In Straßkirchen bestanden für sieben gefreite Höfe dem herzoglichen Richter nicht zugängliche Rechte. Drei Höfe gehörten zur Herrschaft des Grafen von Moos und drei waren der Herrschaft Loham untertänig. Der siebente gefreite Hof mit dem Recht der niederen Gerichtsbarkeit war das Hofmarksgut Hausnummer 56.
Die Entstehungsgeschichte dieses Hofes ist bis in das 15. Jahrhundert zurück verfolgbar. Andre Preu, Kammerer der Stadt Deggendorf, kaufte 1417 von Ludwig Sytauer, Bürger zu Regensburg, und dessen Hausfrau Beatrice den „Hof zu Straßkirchen auf dem Bach im Straubinger Gericht“, der unten an den Hof des Gotteshauses Oberaltaich stieß. Dieser Hof wurde 1472 von der Familie Preu erbrechtsweise an Lorenz Häberl verstiftet, dessen jährliche Gült mit 1/2 Schaff Weizen, 3 Schaff Korn, 1/2 Schaff Gerste, 2 Schaff Haber und 1 Metzen Mohn nach Deggendorfer Maß angegeben ist. Der Hof blieb im Besitze der Preu, auch nachdem sie Patrizier in Straubing geworden waren. Vom Straubinger Bürgermeister Caspar Preu wird berichtet, daß er 1518 den „Sitz zu Straßkirchen“ erbaut habe. Er erstellte einen kleinen schloßähnlichen Bau hinter dem Hofe nahe dem Bach, der von einem Wassergraben umgeben war.
Erbe war sein Sohn Hanns Preu, der 1575 als Regimentsrath in Straubing, 1592 als Kastner zu Burghausen und bald darauf als Rentmeister dortselbst erscheint. 1563 wandelten Abt und Convent zu Oberaltaich die zu Unserer Lieben Frau auf dem Bogenberg fällige Gült von 15 Vierling Haber aus dem Hofe zu Straßkirchen, auf dem nun Kilian Fälckel saß und der dem Hanns Preu, Sohn des Caspar Preu selig, grundbar war, in einen jährlichen Zins von 1/2 Pfd. Pfg. um. Herzog Wilhelm belieh 1593 den Preu’schen Besitz zu Straßkirchen mit der Hofmarksgerechtigkeit und niederen Gerichtsbarkeit. Die Beleihung war nur im Mannesstamm und im Namen vererbbar. Hanns Preu hatte keine männlichen Nachkommen. Nach seinem Tode verkauften 1604 seine Töchter Sibillia und Anna den Hof zu Straßkirchen auf dem Bach und das gemauerte Häusl oder Stöckl dabei an die Stadt Straubing, welche auch nach anfänglichen Schwierigkeiten die niedere Gerichtsbarkeit bestätigt erhielt. Damals saß auf dem Hof als Erbrechter Bartholomäus Fälckel. Die Grundherrschaft der Preu’s hatte vor Verkauf dieses Hofes neben anderem auch an das Gotteshaus Straßkirchen jährlich 1 Pfd. Pfg. Gült zu reichen.

Der Geld- und der Getreidekastner von Straubing, beide handelnd für den neuen Eigentümer Stadt Straubing, erneuerten 1615 dem Bartholomäus Fäckel den inzwischen unleserlich gewordenen Erbrechtsbrief von 1472, vererbten ihm aber auch den bisher von ihm nur stiftsweise innegehabten Zehnt zu Straßkirchen und Maykofen. Die Gült wurde vom Deggendorfer auf das günstigere Straubinger Maß umgestellt. Darüber gab der Hofmarksbauer Fälckel im März 1616 den Anerkennungsrevers (schriftliche Erklärung).
Trotz des Verkaufs des Hofmarksgutes konnten die Nachkommen des Hanns Preu ihren Namen weiterhin mit dem Prädikat „von Straßkirchen“ schreiben. Der letzte, der dies tat, war Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen, seit 1713 Hof- und Kammerrat des Freisinger Fürstbischofs, der die umfangreiche bayerische Adelsbeschreibung in der Handschriftenabteilung der Münchener Staatsbibliothek hinterlassen hat und nach 1740 gestorben ist.

In der Landtafel von 1628 ist das Hofmarksgut als Sitz und Sedelhof (Sattelhof, Freigut) bezeichnet. Von diesem Jahre liegt eine Quittung vor, daß der Straubinger Stadtkastner Christoph Sigersreiter, der das Hofmarksgut Straßkirchen verwaltete, etwas über 5 Gulden für die Landesverteidigung im Schwedenkrieg abführte. Andere noch vorhandene Quittungen betreffen die Rittersteuer von der Hofmark, die 1644 mit 8 Gulden und 1681 mit 5 Gulden von der Stadt Straubing wegen des Sedelhofes zu Straßkirchen bezahlt wurde, wobei der erstgenannte höhere Betrag mit dem damals noch andauernden 30jährigen Krieg zu erklären sein dürfte.
In der Konscription von 1752 ist der Hof noch immer im Besitze der Stadt Straubing als 1/1 Erbrechtshof des Bauern Rupert Schöpfpöckh, an den er vergeben war. Die Vielfalt von Rechten und deren Inhaber in Straßkirchen wird auch an diesem Hof deutlich.

Schöpfpöckh nutzte zusätzlich zu diesem Hofe:

  • fünf Äcker im Landgericht Straubing, wohin er Steuern zu reichen hatte.
  • fünf Tagwerk „Herrenholz“ im Gericht Mitterfels. Auch dorthin zahlte er Steuer.

Etliche eigene Äcker im Gericht Natternberg, einen Leibrechtsbau von der Grafschaft Moos und drei Äcker zu Stetten als Lehen von der Grafschaft Oberbrennberg hatte er ebenfalls zu versteuern. Der zum Hofe gehörige Zehentstadel befand sich zwischen Straßkirchen und Makofen und mußte von dem jeweiligen, auf dem Hofe sitzenden Untertan, unterhalten werden. Noch in einem Verzeichnis von 1798 ist das Hofmarksgut als dem Stadtkastenamt Straubing unterstehend aufgeführt.
Wolfgang Freundorfer berichtet, daß das Hofmarksgut Straßkirchen in einem Verzeichnis des Jahres 1597 wie folgt beschrieben ist: „Einschichtiges Hofmarksgut Straßkirchen, 1 Sitz und 1 Hof. Es gehört Hanns Preu und ist seit 1593 im Mannesstamm und im Namen der niederen Gerichtsbarkeit beliehen. Der Hof war früher zum Landgericht Straubing grundbar“. Das Hofmarksgut hatte keinen das ganze Dorf umfassenden Besitz, Straßkirchen war also keine geschlossene Hofmark wie etwa Paitzkofen oder Schambach.
Aus dem Liquidationsprotokoll vom 11. Januar 1821 geht hervor, daß der Bauer Jakob Krinner laut Übergabebrief vom 22. Dezember 1836 den ganzen Edelsitzhof mit allen Besitzungen und den auswärtigen Gründen von seinem Vetter Georg Lochinger um 7980 fl (Gulden) übernommen habe. An Gebäuden weist der Hof Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, dazu Städel, Wagenschupfe mit Getreidekasten, Backofen, Hofraum mit Bäumen und Wurzgarten aus.

Der Besitz war zum Rentamte Straubing grundbar mit 18 Scheffel, 30 Mätzl, 13 Vierling, 19 Sechzehntel verschiedener Getreidesorten. An Sonderleisturigen waren die Grundstift, die Gült und der Küchendienst im Geldwerte von insgesamt 9 fl, 55 kr und 6 hl zu erbringen. Der Laudemialwert wurde mit 6000 fl ermittelt. Im Veränderungsfalle (Vererbung, Kauf) waren daher 450 fl als Abgabe zu entrichten. Krinner saß auch 1860 noch auf dem Hofe. Er wird von Pfarrer Nikolaus Geiger als „der am reichsten Begüterte im Orte“ bezeichnet. Sein Vorfahre hat die Reste des alten Schloßsitzes wegen Baufälligkeit ganz beseitigt. Joseph Kehl, der Nachfolger im Hofbesitz, war ein schlechter Wirtschafter, ließ alles herunterkommen und mußte verkaufen. Der Hof wurde zum Teil vertrümmert. Das ehemalige Hofmarksgut mit den restlichen Grundstücken kaufte im Jahre 1899 der Landwirtssohn Josef Kaiser aus Salching, der die Bauerstochter Franziska Leidl vom Hause Lindenstraße 2 ehelichte. Kaiser mußte den heruntergewirtschafteten Hof instandsetzen lassen. Die alten Zimmertüren mit Mädchenbildnissen und anderen Motiven sowie die kunstvoll geformten Türrahmen waren noch ein Relikt aus vergangener Wohlhabenheit des Hofes, aber wegen vollkommenen Verfalls leider nicht mehr zu retten. Das geschichtsträchtige Hofmarksgut, einst Adelssitz und mit der niederen Gerichtsbarkeit beliehen, befindet sich seitdem im Besitze der Familie Kaiser. Es ist bereits in der dritten Generation vom Vater auf den Sohn vererbt.

Erläuterungen: fl = Gulden, kr = Kreuzer, hl = Heller
Küchendienst: Abgabe an die Küche des Grundherrn, z. B. Hennen, Eier. Sie war meist fixiert, d. h. in Geld umgerechnet.

Quellen:
Wolfgang Freudorfer, HA Bayern 1974, s. 130.
Leo Krinner, »Ortsgeschichtliche Forschungsarbeit 1925″. Liquidationsprotokoll vom 11. Januar 1821.
.Dr. Josef Keim, »Aus straßkirchens Frühzeit“, SR Tgbl. vom 30. 3. 1963.

Der Wirth Kemmer Irmgard, haus Nr. 30 (Kirchplatz 1)

Das markanteste Haus im Dorfe war seit Jahrhunderten die Gast- und Thafernwirtschaft, die später in den „Gasthof Zur Post“ umbenannt worden ist. Bis in das Mittelalter zurück finden sich Aufzeichnungen. 1378 und 1386 ist Hanns der Richter als Wirt zu Straßkirchen urkundlich bezeugt, im letzteren Jahr auch der Amtmann Friedrich der Seun, 1392 Hannslein der Steger, ab 1400 als Hanns bezeichnet. Vorbesitzer waren die Herzöge von Bayern. Sie hatten die
Taferne mit allen Zugehörungen um 1318 verkauft. Albrecht Unküfer, Wirt zu Straßkirchen, ist 1441 als Vermittler und 1467 ohne Standesbezeichnung als SiegIer bezeugt. 1483 verkauften Wolfgang Hartelmair auf dem Hofe bei der Kirche (Irlbacher Str. 5), sein Sohn Urban und seine Tochter Kathrey mit Einwilligung von Abt und Konvent zu Oberalteich ihr Erbrecht auf diesem Hofe an Gabriel Leeb, Wirt zu Straßkirchen, und dessen Hausfrau Apollonia. Aber bereits 1484 veräußerte Leeb dieses Recht an Michael Schütz und dessen Hausfrau Barbara. Hanns Peringer , Wirt zu Straßkirchen, war 1496 Zeuge, als Paulus Kristl zu Straßkirchen und seine Hausfrau mit Einwilligung des Abtes von Oberalteich ihr Erbrecht auf einer Hube „bei dem Brunnen zu Paitzkofen “ verkauften.

Leo Krinner beschreibt den Wirtshof auf Grund seiner Forschungen im Jahre 1581 wie folgt: „Hart an der Straße präsentiert sich das Wirtshaus, welches zugleich Wohnhaus war. Es war aus Holz erbaut. Eine Roßstallung war daran angezimmert. Beide Gebäude waren mit Hacken, das sind Dachziegel und Scharschindel, gedeckt. Die Bedachung mit Ziegeln war ein Luxus, aber auch Schindeln und besonders Scharschindeln waren wesentlich teurer als das allgemein übliche Strohdach. Weiter gehörten zum Wirtshof ein einfacher Stadel mit einer Tenne, drei Schweineställe, eine Fremdenstallung, auf der sich der Tanzboden befand, eingedeckt mit Legeschindeldach, eine Wagenschupfe, ein Schöpfbrunnen und ein Backofen, alles gut und wohl erbaut, wie die Quelle besagt“. Im Zehentregister ist der Wirt als der „Herr Wirth“ bezeichnet. Er war der reichste und begüterste von allen. Die Taferne war im Leibgeding vergeben, also auf Lebzeit des Inhabers. 1581 hatte der Wirt folgende Abgaben zu leisten; 18 Pfund, 6 Schilling, 10 Pfennig Gült, ferner 2 Schaff Korn, 1 Schaff Gerste, 2 Schaff Haber, alles Landauer Maß (1 Schaff Landauer Maß = zweieinhalb bayerische Schäffel = 222,36 Liter). 1780 stand im Wirtsstalle
folgendes Vieh: 7 Kühe, 16 Lämmer, 7 Gänse. Als Blutzehent war daher ein Lamm zu geben.
Tafernen waren mit besonderen Rechten ausgestattete Gastwirtschaften. Ihre Inhaber waren meist Wirt, Metzger, Bäcker und Krämer zugleich, durften Fremde beherbergen, Mahlzeiten auskochen und Tanzveranstaltungen abhalten. Der Fremdenverkehr hat zu jener Zeit bereits eine erhebliche Rolle gespielt. Die Taferne lag an einer auch für damalige Maßstäbe lebhaften Straße, auf der aller Verkehr per Achse, zu Pferde oder zu Fuß sich abwickelte. Mit der Taferne eng verbunden war das alte Recht der Poststation und Postbeförderung. Das Wappen der Thurn und Taxis, die jahrhundertelang das alleinige Monopol im Postwesen hatten, prangt noch heute an der Fassade der Hausfront und erinnert an die romantische Zeit mit gelben Postkutschen und trompetenden Postillionen. Näheres siehe Abschnitt „Bahn und Post“.
Eine Order vom Jahre 1573 forderte vom Wirt zu jeder Mobilmachung von Streitkräften „ein reisiges gerüstetes Pferd ins Feld zu schicken, wie es altes Herkommen ist“.
Beim ersten Schwedeneinfall im November 1633 wurde neben anderen auch das Wirtshaus mit allen Nebengebäuden ein Raub der Flammen. Schon 1636 bauten die Besitzer der Taferne das Wirtshaus wieder auf. Das massive Dorfwirtshaus aus Ziegelmauerwerk präsentiert sich dem Beschauer von heute im unveränderten Stil und steht seit 1976 unter Denkmalsschutz.

Die Tafernwirte waren große Förderer der Kirche. Insbesondere zu dem im Jahre 1685 fertiggestellten Wiederaufbau der ebenfalls niedergebrannten Pfarrkirche soll ihre Hilfe ganz erheblich gewesen sein. Die seinerzeitigen Wirtsleute Schachtner haben ihre letzte Ruhestätte in der Grabgruft vor dem Altar der Allerseelenkirche gefunden. Siehe Abschnitt „Die Allerseelenkirche“. Aus jener Zeit dürfte auch das bis um 1960 gebräuchlich gewesene Herkommen stammen, nach welchem der Wirt und Posthalter am Abend von Allerheiligen in der Allerseelenkirche als Vorbeter aufgetreten ist, während eine halbe Stunde lang alle Glocken läuteten.
An der Ostseite des Wirtsanwesens stand einst ein größerer Hof, der um 1810 vertrümmert wurde. An gleicher Stelle entstand sodann der Wirtsgarten. Der verschwundene Hof wurde wenig später bei Passauer Straße 7 (Christl Hans Peter) neu aufgebaut. Der Wirt Joseph Sammereyer, der zu jener Zeit auf dem Wirtshofe hauste, und dem neben anderen Besitzungen auch der Hof Hausnummer 18 (Englram Franz, Irlbacher Straße 30) gehörte, verkaufte seinen ganzen in Straßkirchen liegenden Besitz, um seinen Kindern ein großes Heiratsgut geben zu können. Der granitgehauene Torbogen zur Hofeinfahrt des Wirts trägt die eingemeißelte Inschrift: „Joseph Sammereyer, gast-wirth 1816“. Nach dem Verkauf seiner Besitzungen privatisierte er in Straubing, wo drei seiner Töchter lebten, die alle höhere Beamte geheiratet hatten. Das Liquidationsprotokoll weist aus, daß der Wirth Georg Reithmeier laut Kaufvertrag vom 10. Oktober 1838 die Taferne mit allen Besitzungen von Joseph Sammereyer um den Preis von 22681 fl erkauft hat. Der Gebäudestand umfaßt das Wohnhaus, zugleich die Taferne, Ställe für Pferde und Hornvieh, Gaststallungen, Backofen mit Hofraum, der alten Kegelstätte und dem Kellerhaus. Das Anwesen war grundbar zum Rentamte Straubing und hatte als Abgaben 14 Scheffel, 11 Mätzel, 10 Vierling, 8 Sechzehntel verschiedene Getreidesorten zu leisten. Der Klein- und Blutzehent war fixiert auf den Grundzins. An Scharwerksgeld, Herbst- und Maysteuer sowie Küchendienst war das Anwesen mit insgesamt 18 fl, 77 kr, und 6 hl belastet. Hinzu kamen die Stift mit 18 fl, 54 kr und 6 hl. Als Mayerschaftsfrist (Pacht) war ein Betrag von 14 fl, 49 kr und 6 hl zu entrichten. Bei Besitzveränderungen fielen auf Grund des Kaufwertes Laudemien von insgesamt 1501 fl an. Die Wirtsleute Reithmeier haben im Jahre 1838 über der Eingangstüre zum Gasthaus eine Steintafel einmauern lassen, auf welcher ein recht hintergründiger Spruch gut leserlich eingehauen ist.

Er lautet:

Morgen ist alles Zech frei
wer heute kommt zahlt gleich


Der Wirtsleute Reithmeier jüngste Tochter Magdalena, heiratete Mitte des vorigen Jahrhunderts den Bauerssohn Pranz Seraph Englberger von Riedling. Er brachte 15000 fl mit in die Ehe. Das Postkreuz an der Paitzkofener Straße, ein massives Eisenkreuz auf Granitsockel, geht auf diese Zeit zurück. Die Wirtsleute haben es 1855 errichten lassen. Franz Englberger, als Königlicher Posthalter und Gastwirt bezeichnet, war langjähriger Bezirksamtmann (heute Landrat) und gleichzeitig Landtagsabgeordneter. Sein Schwiegervater Georg Reithmeier bekam 1847 die staatliche Poststelle übertragen. Die Fürstliche Postgerechtsame lag mindestens seit 1636 auf diesem Hause. Franz Englberger starb 1900. Das Gasthaus mit Metzgerei übernahm sein Sohn Franz Englberger der Jüngere. Seine beiden ersten Ehefrauen starben in jungen Jahren bald nach der Heirat. In dritter Ehe freite er die Bierbrauerstochter Maria Klinger aus Pleinting. Der älteste Sohn aus dieser Ehe, Hans Englberger, geboren 1897 in Straßkirchen, übernahm 1920 den Besitz und heiratete die Realitätenbesitzerstochter Hedwig Preller von Straßkirchen. Nach dem Tode dieser beiden übernahm die einzige Tochter Irmengard mit ihrem Ehemann Georg Kemmer das traditionsreiche Haus.

Die neue Zeit hat viele einschneidende Veränderungen gebracht. Der repräsentative Prachtbau, das altehrwürdige Gasthaus „Zur Post“, steht ungeachtet aller äußeren Einflüsse als Paradestück im Herzen von Straßkirchen. Als Umschlagplatz von Gerste für die Bierbrauer, als Handelsplatz von Brenn- und Nutzholz, das allwöchentlich mit kräftigen Rössern aus dem Bayerischen Wald angefahren wurde, und als gastliche Einkehr nach erfolgreichem Abschluß der Geschäfte, war „die Post“ in all den vergangenen Jahrhunderten der dominierende wirtschaftliche Mittelpunkt unseres Dorfes. Der große Postsaal über dem Stallgebäude, der 300 bis 400 Besuchern Platz bot, sah viele glorreiche Bauernhochzeiten, urige Theateraufführungen und lustige Tanzvergnügen. Gerne erinnern sich die einstigen Schulbuben, die heute Großväter sind, noch an die Gassenschänke im kühlen Wirtsgarten, wo fröhliche Zecher ihre Freizeit verbrachten. Eine schäumende, gut eingeschenkte Maß aus dem Faß, abgeholt in einer emaillierten Bierkrugl zum Mitnehmen nach Hause, war damals noch um ein Fuchzgerl zu haben.
Das gemütliche Dorfwirtshaus, das nach dem Zweiten Weltkriege die eigene Metzgerei einstellte, ist indessen unverändert beliebter Treffpunkt für Stammtischbrüder, Kartenspieler, Vereine und sonstige gesellige Leute.

Quellen:
Dr. ]oseph Keim, „Altbezeugte Höfe in Straßkirchen“, SR Tgbl. vom 31.5. und 30.9.1963 Leo Krinner, „Ortsgeschichtliche Forschungsarbeit 1925“ .

Der Herzoghof Kemmer, jetzt Kerl, Hausnummer 24 (lrlbacher Straße 24)

Der in alten Urkunden als „Hof bei der Kirche“ bezeichnete frühere Herzoghof soll vom 13. bis 16. Jahrhundert Sitz der Hofmark Straßkirchen gewesen sein. Klaus Rose berichtet auf Grund von eingehenden Untersuchungen, daß Straßkirchen nachweislich eine Hofmark gewesen sei. Es heißt: „Auch Straßkirchen galt bis in das 16. Jahrhundert als Hofmark. Sie basierte ganz zweifellos auf dem bogenschen Ministerialsitz des 13. Jahrhunderts und gehörte Ende des 15. Jahrhunderts dem Albrecht Unkofer und dann Gabriel Leb“. Ganz sicher handelte es sich um keine geschlossene Hofmark. Es hatten ja verschiedene geistliche und weltliche Grundherren Besitz in Straßkirchen.
Professor Dr. Joseph Keim kommt in seinen Forschungsarbeiten, die ab 1483 einsetzen, zu einem etwas abweichenden Ergebnis. Er schreibt: „1483 verkauften Wolfgang Hartelmair auf dem Hof bei der Kirche zu Straßkirchen, sein Sohn Urban und seine Tochter Kathrey mit Einwilligung von Abt und Konvent zu Oberaltaich ihr Recht auf diesem Hofe an Gabriel Leb, Wirth zu Straßkirchen und dessen Ehefrau Apollonia. Bei den Spruchleuten befand sich der Amtmann Hanns Peck zu Straßkirchen. Aber schon 1484 verkaufte Gabriel Leb mit Zustimmung von Oberaltaich das Erbrecht auf dem zuvor von Wolfgang Hartelmair besessenen Hof an Michael Schütz und dessen Hausfrau Barbara. Michael Schütz saß wieder nur kurze Zeit auf dem Hof. 1487 verkaufte er nämlich mit Willen von Oberaltaich das Erbrecht auf dem Hofe bei der Kirche an Peter EIlender. Bei den Spruchleuten und Zeugen befanden sich Andre Schmied, Albrecht Fleischmann, Jakob Angermair und Hans Fälckel zu Straßkirchen. 1529 verkauften und verliehen Abt und Konvent von Oberaltaich die Erbgerechtigkeit auf dem Hof bei der Kirche an Hanns Sueß und dessen Hausfrau Ursula“. Von einem Hofmarkssitz ist in Dr. Keims Forschungen nicht die Rede, sondern nur von einem Erbrechtshof, die Hofmarksherrschaft hat demnach keinesfalls bis in das 16. Jahrhundert bestanden. Sie erlosch offenbar bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts.
Nach Leo Krinner leistete der herzogliche Hof im Jahre 1581 3 Pfund, 6 Schilling, 25 Pfennig Gült, ferner 1 Schaff Weizen, 4 Schaff Korn, 1 Schaff Gerste und 4 Schaff Haber Landauer Maß.

Zu diesen Abgaben kamen noch die Landessteuern, die sich aber in erträglichen Grenzen hielten.
Die Gebäude von damals werden wie folgt beschrieben: „Ein hölzernes Wohnhaus und eine Roßstallung, beide aneinander gezimmert, ein zwiefacher Stadel (mit zwei Tennen), zwei Schweineställe mit einem Hühnerkobel darauf. Unter den zwei Schweineställen darf man sich nicht ein selbständiges Gebäude, sondern zwei Pferche für je ein Mutterschwein vorstellen. Beim Hof ist ferner ein Getreidekasten, der zur herzoglichen Zeit das Zehentgetreide aufzunehmen hatte, eine Wagenschupfe, ein Schöpfbrunnen, ein Backofen und eine Hilgen. Die Hilgen dürfte die Miststatt gewesen sein. Backofen und Schöpfbrunnen sind für damalige Verhältnisse eine Besonderheit, denn bei den sieben herzoglichen Sölden fehlen diese Bauten in zwei Fällen. Eine Sölde bestand im übrigen meistens nur aus einem hölzernen Wohnhaus und einem angebauten Stadel mit einer Tenne, alles mit Stroh gedeckt. Manchmal findet sich auch noch ein Schweinestall mit einem aufgebauten Hühnerkobel“.

Das Liquidationsprotokoll vom 21. Dezember 1820 besagt, daß der Söldner Matthias Aigner laut Übergabevertrag vom 7. Juni 1837 das Haus vom zertrümmerten Löwenhofe mit Ausbrüchen aus dem Sagstetterhof Hausnummer 18 (Englram Franz, lrlbacher Straße 30) und allen Besitzungen von der Mutter Magdalena Aigner um 3570 fl übernommen hat. Diese Summe wurde bei den Laudemialverhandlungen vereinbart und es mußte daher eine Erbschaftssteuer von 281 fl entrichtet werden. An Gebäuden sind das Wohnhaus mit Stallung unter einem Dache, Stadel, Brunnen und Hofraum vorhanden. Klein- und Blutzehent waren fixiert und in Geld zu leisten. 1820 hatte die Sölde 5 Scheffel, 12 Mätzl, 5 Vierling und 9 Sechzehntel verschiedene Getreidesorten als Zehent zu geben. Als Kirchenabgabe waren 1 fl 30 kr, ferner 3 Laib Brot jährlich der Pfarrgemeinde zu reichen.
1860 saß der Söldner Michael Aigner auf diesem Hofe. Pfarrer Nikolaus Geiger berichtet von ihm, daß er die Gebäude des ehemaligen sehr guten Löwenhofes besitze, welcher aber ganz zertrümmert wurde. Der Großvater des Michael Aigner hatte sich auf diesem Anwesen angekauft. Er wirtschaftete früher auf dem Anwesen Hausnummer 38 (ChristI Hans, Bachstraße 5), verkaufte dort die Gebäude und nahm die Gründe auf den Löwenhof mit. Die von Pfarrer Nikolaus Geiger durchwegs angewandte Bezeichnung „Löwenhof“, der früher „ein sehr guter Hof gewesen sei“, geht wohl auf die herzogliche Zeit zurück. Die wittelsbachischen Herzöge mit dem Löwen als Wappentier gaben vermutlich den Anstoß zur Namensgebung. Möglich ist, daß der bayerische Löwe als Symbolfigur auf dem Hause oder vor der Toreinfahrt postiert gewesen ist. Von diesem Hofe stammt auch das Grundstück für den Pestfriedhof, der um 1570 angelegt worden ist.
In den letzten hundert Jahren unterlag die Sölde einem steten Wechsel im Besitz. Von der Familie Schneiderbauer-Maier über Joseph Erl erkaufte sich imJahre 1928 der aus Sonderhofen, Lkr. Ochsenfurt stammende Landwirt Franz Kemmer den Hof. Dessen Sohn Georg Kemmer gab wegen Einheirat in den Gasthof „Zur Post“ den elterlichen Betrieb auf und verkaufte 1974 die Gebäude und das Hofgrundstück an den Nachbarn Josef Kerl, Kirchplatz 6. Die Ökonomie wird nicht mehr ausgeübt, Äcker und Wiesen sind an verschiedene Bauern des Dorfes verpachtet. Das Ende des mehr als tausend Jahre alten Hofes ist abzusehen. Der stolze Besitz mit den drei historischen Namen „Herzoghof“, „Löwenhof“, und „Hof bei der Kirche“ ist dem Verfall anheimgegangen.

Quellen:
Klaus Rose, „HA von Bayern, Teil Deggendorf 1971“, Seite 96.
Dr. Joseph Keim, „Straßkirchen, altbezeugte Höfe“ (SR Tagblatt vom 31. Mai 1963). Leo Krinner, „Ortsgeschichtliche Forschungsarbeit 1925“.
Pfarrarchiv Straßkirchen, (Pfarrer Geiger 1860).

Der Betbruderhaus-Hof – Hofbauer Johann, Haus-Nr. 7 (BlumenthaI 35)

Alte Urkunden wissen von einem Andre Lechner, Bürger zu Straubing, zu berichten, der wiederholt auch Stadtkämmerer war und 1466 in seinem Testament bestimmte, daß für einen Meßkaplan und sechs ehrbare Brüder und Handwerksgesellen in Straubing ein Heim zu bauen oder zu kaufen sei. Nach seinem Ableben wurde 1467 das bisher dem Kloster Niederaltaich gehörige Haus hinter der Jakobskirche in Straubing gekauft.
In die Fundation (Vermögen) aus diesem Testament kam aus der Hinterlassenschaft Lechners ein Hof in Straßkirchen, den er bereits 1464 für die Kaplanei und die Brüder gültpflichtig gemacht hatte. Lechner hatte diesen Hof 1443 dem Ritter Jakob von Degenberg zu Altnußberg abgekauft. Der Kauf umfaßte „den Hof unten am Ort, mit Etz (Weiderecht) und Dritteil in der Au, genannt auf dem Irlbach“. Hinzu kam der Zehent aus zwei Gütern zu Irlbach und einer Wiese. Im Dorfe Straßkirchen waren diesem Hofe als Abgabe zu reichen der Zehent aus einer Hube, die zum Hofe gehörte. Ferner waren zu reichen Gülten und Stiftspfennige von Erel Fleischmann, vom Dorfschmied, vom Wagner , vom Klärler, von einer Hofstatt mit halben Garten, von einer weiteren Hofstatt des Peter Fleischmann, von Kunz Niedermair und von Mertel Zobermair. Der Besitzstand dieses seinerzeit freien eigenen Hofes war also sehr umfangreich. Über den Zehent,der an die Kaplanei und das Bruderhaus in Straubing zu reichen war, steht im Straubinger Kaplaneiverzeichnis von 1552, daß er in gewöhnlichen Jahren über 22 Schaff allerlei Getreides bringe und der Kleinzehent so gerechnet werde, daß damit der Getreidezehent eingebracht werden kann. Demnach wurde dieser Kleinzehent nicht mehr in Naturalien, sondern in Geld verlangt, was ja auch sonst schon lange üblich war.

In der Güterbeschreibung des Landgerichts Straubing vom Jahre 1671 ist dieser Hof als 1/8 Erbrechtshof mit dem Hausnamen „Hochholzerhof“ verzeichnet. Melchior Schwaiger und Mathias Wallner als gesetzte Curatores Bonorurn (Vormünder über den auf die Gant gekommenen Erbrechtshof des Bartholornäus Englrams), verkauften am 5. August 1665 diesen Hof mitsamt den Zehent von zwei Gütern in Irlbach an Sebastian Hochholzer, ledig, um 500 fl. Als Käufer traten auf der Vater des Sebastian, Georg Hochholzer, und ein Simon Pesendorfer aus Ainbrach, letzterer wohl der zukünftige Schwiegervater des Sebastian Hochholzer. Der zum Landgericht Straubing gehörige Hochholzerhof, hat nach einer Beschreibung vom Jahre 1671 8 Roß, 1 Füllen, 6 Kühe, 9 Jungrinder , 6 Kälber, und zwei alte Schweine. Der Hof ist dem Betbruderhaus Straubing grundbar und hat dorthin Gült und Zehent zu leisten. Hochholzer schuldet dem Betbruderhaus noch 400 fl, die offenbar aus Laudemien herrühren.
Über die Rechte des Hofes hinsichtlich Etz und Anteil am Irlbach, sowie Zehent aus zwei Gütern zu Irlbach kam es zu einem längeren Streit mit der Hofmarksherrschaft von Irlbach, der 1667 von der Straubinger Regierung entschieden wurde. Ihr Spruch wurde 1672 vom kurfürstlichen Hofrat in höchster Instanz bestätigt, als der Bauer Sebastian Hochholzer erbrechtsweise auf des Bruderhauses Eigenhof zu Straßkirchen saß. Das Urteil besagte im wesentlichen folgendes: Für das Bruderhaus bzw. dessen Grunduntertan bleibt der Kaufbrief des Lechner von 1443 in Geltung. Der Hofmarksherr von Irlbach muß wegen der von ihm jahrelang aufgehobenen (verlangten) Nutzungen Entschädigung leisten, und die für die ausgepfändeten Rosse eingenommenen 12 Gulden wieder herausgeben. Der Bauer des Bruderhaushofes kann die Etz von Georgi (23. April) bis Margarethentag (10. Juni) bei Tag und Nacht mit vier Rossen oder erwachsenen Fohlen besuchen, muß aber die Rosse vorzeigen (Eigentumsnachweis) und darf sie nicht auswechseln, außer nach Verkauf oder
Verenden von Tieren, die er ersetzen kann. Damit kein anderer Weiderechtler beschwert werde, darf er seine Pferde nicht zusammenkoppeln. Zur Verhütung von Schäden kann er einen Hüter oder Hütbuben bestellen. Seinen ihm nach dem Kaufbrief des Lechner zustehenden Dritteil Heu kann er aufschöbern und heimfahren. Ebenso muß der Zehent aus den beiden Gütern zu Irlbach auch weiterhin in den Hof gegeben werden. Nach diesem Urteil mußte also der Bruderhaushof zwar die Aufsicht über die Weide in Irlbach anerkennen, seine Zehentrechte aber blieben erhalten.

Sebastian Hochholzer übergab in der nächsten Generation den Hof an seinen Sohn Friedrich. Dieser heiratete eine Maria, geb. Hölzl. Sie hat im Jahre 1725 an die Pfarrkirche Straßkirchen einen wertvollen goldenen Barockkelch gespendet. Der Kelch ist noch immer im Gebrauch. Der Name der Spenderin ist eingraphiert. Am 30. April 1739 heiratete die inzwischen verwitwete Maria Hochholzer den Bartholornäus Bergmair aus Schierlhof bei Oberschneiding. Bergmair hatte an Vieh 9 Kühe, 14 Lämmer, 12 Ferkel, 10 Gänse, 30 Enten, 3 Hendl. Als Blutzehent waren danach ein Ferkel, eine Gans und drei Enten zu geben.
In der weiteren Generationenfolge erscheint Blasius Bergmair, der im Jahre 1790 an Vieh 9 Kühe, 5 Lämmer, 11 Gänse, und 14 Hendl besaß. Er leistete als Blutzehent eine Gans und ein Hendl.
Der Erbnachfolger des Blasius, Johann Baptist Bergmair, übernahm den Besitz mit allen Zugehörungen 1817 von seinem Vater um 8800 fl. Die Laudemien von 660 fl waren an das Betbruderhaus in Straubing zu entrichten. Der Hof weist zu jener Zeit laut Liquidationsprotokoll als Gebäudestand Wohnhaus und Pferdestall unter einem Dache, zwei Städel, Kuhstall, sowie zwei Getreidekästen, Holzschupfe, Backofen, Schweineställe, zwei Brunnen und Hofraum aus. Klein- und Blutzehent waren auf den Grundzins fixiert und in Geld zu leisten. Der Großzehent war mit 28 Scheffel, 5 Mätzl, 6 Vierling, 6 Sechzehntel allerlei. Getreides jährlich festgesetzt. Die Kirchenabgabe mußte in Geld mit 6fl, 17 kr, und 5 hl entrichtet werden, genau so das Ordinärscharwerksgeld, das Jagdscharwerksgeld, und die Küchendienstabgabe (Hühner, Eier usw.) mit 10 fl,,9 kr, und 1 hl. An Sonderleistungen mußte der Hof an die Pfarrgemeinde jährlich drei Laib Brot, dem Mesner ein Laib Brot, und einen Straubinger Vierling Korn erbringen. An die Gutsherrschaft lrlbach leistete der Hof 25 Mäßeln Fahnenhaber, und alle sieben Jahre 15 kr Regensburger Pfennige, dem Ehehaftschmied jährlich 6 Straubinger Vierling Korn, und den drei Donauförchen (Förgen, Fährmännern) von lrlbach 8 Korn- und 8 Weizengarben.

Der Sohn Joseph Bergmair beerbte 1859 seinen Vater, wurde aber bald von einer heimtückischen Krankheit befallen, und starb im Alter von 36 Jahren. Seine Witwe heiratete 1873 in zweiter Ehe den Bauerssohn Joseph Hofbauer von See bei Altenbuch. Mit dieser Heirat kam Joseph Hofbauer in die Pfarrei seiner Ahnen zurück. Der erste erforschte Ahnherr
Johannes Hofbauer findet sich im Kirchenbuch der Pfarrei Straßkirchen bereits 1653. Er war Bauer in Makofen. Der nachfolgende Hoferbe Franz Seraph Hofbauer übernahm den Besitz im Jahre 1898. Für verdienstvolle Tätigkeiten in verschiedenen politischen und ständischen Gremien erhielt er 1929 den Titel „Ökonomierat“ zuerkannt.
Der jetzige Eigentümer Johann Clemens Hofbauer hat den Hof im Jahre 1957 übernommen. Mit seinem Sohne Hans-Leo Hofbauer setzt sich die Tradition dieses alten Bauerngeschlechtes fort.
Das ehemals freie eigene Hofgut des Ritters Jakob von Degenberg, später Betbruderhaushof, dann Hochholzerhof und Bergmairhof, jetzt Hofbauernhof, dürfte der familiengeschichtlich älteste Besitz im Dorfe sein. Seit mehr als dreihundert Jahren, seit 1665 nämlich, sitzen die Erben im mütterlichen Stamme in ununterbrochener Reihenfolge auf diesem Bauerngut.

Quellen:
Prof. Dr. Kainz, Aufharn, und Oberlehrerin Sophie Hofbauer, .Familienforschung Hofbauer von 1956″. Dr. Josef Keim, .Der Betbruderhaushof in Straßkirchen“, SR Tgbl. vom 18. April 1963. Liquidationsprotokoll vom 22. November 1820.