Um 15 vor Christi Geburt schickte der römische Kaiser Augustus seine Stiefsöhne Drusus und Tiberius mit starken militärischen Kräften über die Alpen, um die keltischen Herrschaftsgebiete Raetia (in der wesentlichen Schweiz), Norikum (im wesentlichen Österreich), und Vindelicia (altbayerischer Raum), zu erobern. Von den keltischen Volksstämmen ließen sich die Raetier und Noriker ohne nennenswerten Widerstand unterwerfen und ihr Gebiet besetzen. Die Vindeliker ließen es auf das Schwert ankommen und leisteten erbitterten Widerstand. Den Römern gelang die Unterwerfung. Voralpenland und Donauraum wurden römische Provinzen. Der Historiker Benno Hubensteiner sieht den Grund für die Expansion der Römer in machtpolitischen Überlegungen. “ Wie eine schwarze Wolke“ habe die Keltengefahr den Aufstieg des römischen Reiches begleitet.
Nach dem Zusammenbruch der keltischen Vindeliker beginnt für den Landstrich, den wir heute Niederbayern heißen, eine völlig neue Zeit. Die Hauptmasse der keltischen Vorbewohner wird dezimiert durch Rekrutierung für römische Kriegsdienste in fernen Ländern.Fast ein halbes
Jahrtausend lang gehörte unsere Heimat zum römischen Imperium. Das Land füllte sich mit römischem Leben. Häuser aus Stein wurden gebaut und tiefe Brunnen gegraben. Die rauhen Winter im Besatzungsland veranlaßten die Römer zum Einbau von Heizungen in die Wohnräume. Bäder und Thermen entstanden. Beeindruckt durch solche angenehme Begleiterscheinungen begannen die unterworfenen Kelten in den Süddonaulanden sich diesen Lebensgewohnheiten anzupassen. Aus den einst so traditionsverbundenen freien Kelten werden allmählich römische Provinzler. Aber auch die Kelten haben die Kultur der Römer mit starken Elementen beeinflußt. Die Römer durften keltische Frauen heiraten und umgekehrt. Es entstand eine allmähliche Vermischung.
Im 2. und 3. Jahrhundert hatten die Römer unter den wiederholten Einfällen der Markomannen von Böhmen her schwer zu leiden und vergruben ihre Schätze in der Erde. Diesem Umstande ist der bedeutende Römerfund am Alburger Hochweg in Straubing mit Gesichtsmasken, Pferdemasken, Beinschienen, tanzendem Lar usw. zu danken.
Der Limes, ein Befestigungsgürtel von Andernach bis Regensburg, entstand als Schutzwall gegen die im Norden immer mächtiger werdenen Germanen. Aber er wurde überrannt. Im kaiserlich-römischen Heer gewannen die Germanen zusehends an Einfluß. Nur noch hundert Jahre nach Auslösung der Völkerwanderung hielten sich die Römer. 476 n. Chr. setzte der germanische Söldnerführer Odoaker den letzten Kaiser Romulus Augustus ab.
In unserer Sprache finden sich noch viele Überbleibsel aus römischer Zeit, so Fenster (fenestra), Mauer (murus), Kamin (caminus), Ziegel (tegula), usw. Auch die alten Fuhrmannsrufe“ Wiah“ (lat. via = Straße), und “ Wista“ (sinister, links) sind römischen Ursprungs.
Bemerkenswert ist ein Fund vom Jahre 1981 beim Bau der Kläranlage auf der Anhöhe am rechten Donauufer zwischen Irlbach und Wischlburg. Er gibt Hinweise auf eine bedeutende Ansiedlung der Römerzeit. Gefunden wurden eine Schnellwaage, ein Haumesser, ein Dolch, eine Lanzenspitze, ein Stemmeisen, ein Zollstock, und der Bronzefuß einer Prunklampe. Letzterer verdient besondere Beachtung, da ein gußeisernes Gegenstück bisher lediglich in Pompeji gefunden werden konnte.
Beim Anwesen Xaver Heitzer, BlumenthaI 49, (Flur-Nr. 3), wurde um 1925 beim Neubau einer Stallung eine Goldmünze des Kaisers Nero gefunden. Sie gelangte in Straubinger Privatbesitz. Ein Gipsabdruck davon befindet sich im Gäubodenmuseum in Straubing.
Quellen:
Dr.Joseph Keim, „Der Landkreis Straubing 1970“, Seiten 41 f.
Hans Stangl,“Aus den Anfängen der ostbayerischen Heimatgeschichte“, Straubinger Tagblatt 13.11. 1975 und 27.12. 1975.