In den Zwischeneiszeiten machen sich an vielen Stellen in Europa und auch bei uns die ersten Spuren von Menschen bemerkbar. Jäger und Sammler der ausgehenden Eiszeit um 10000 v. Chr. haben hier gehaust und sich von Höhlenbären, Rentieren, Nashörnern und ähnlichen jagdbarem Wild ernährt. Zusätzlich sammelten sie wilde Früchte in Wald und Flur. Da der Feuerstein durch Schläge leicht formbar war, diente er als Werkstoff für schmale Messerchen, Kratzer und Sicheln. Diese steinzeitlichen Menschen hausten mit ihren Familien in den natürlichen Höhlen oder Grotten. Vielfach zogen sie auch unstet umher.
Jahrtausende später, als die stellenweise eintausend Meter dicken Eisfelder für immer zurückgewichen waren, zogen Bauern der Jungsteinzeit in den Donauraum, brachten den Pflug, Getreide und den Wagen mit, machten sich seßhaft und bearbeiteten den Boden.
Bevorzugtes Siedlungsgebiet wurden die fruchtbaren Lößböden des Straubinger Gäubodens. Ihre ursprüngliche Heimat war der Raum Mähren, Ungarn und Siebenbürgen. Man nennt sie die Bandkeramiker. Sie führen ihren Namen nach den bänderartigen Verzierungen ihrer Tongefäße. Die Vorratshaltung von Speisen und Getränken bürgerte sich ein. Man verstand sich auf Flechten, Spinnen und die Webekunst. Damit beginnt die Kultur der Jungsteinzeit, wegen erster Funde in Münchshöfen auch die »Münchshöfener Kultur“ genannt, die in mehreren klar erkennbaren Stufen über 2000 Jahre andauerte.
Dank der rühmenswerten Aufmerksamkeit verschiedener Helfer sind aus Dorf und Flur Straßkirchen so viele Bodenfunde in das Straubinger Museum gelangt,
daß sich daraus ein ziemlich deutliches Bild ältester Besiedelung ergibt. Zwar liegen noch keine Gefäßfunde aus der älteren jungsteinzeitlichen Bandkeramik vor, wohl aber mehrere Beile und Werkzeuge, darunter sehr gut gearbeitete und schöne Stücke, die namentlich im nördlichen Teil der Ortsflur an den Tag gekommen sind.
Die Fundstellen erschließen sich nur an den hochwasserfreien Ufern der Flüsse und Bäche. Die Urvölker waren wegen des Fehlens von Brunnen auf die natürlichen Wasserläufe und die an den Ufern zahlreich hervorbrechenden Quellen angewiesen. Die Fruchtbarkeit des Lößbodens lockte immer wieder neue Siedler an. Die Wohnstätten wurden bald zu einem Dorf vereinigt. Mit den hergestellten Geräten und Werkzeugen trieb man schon damals Handel.
Siedlungsstellen der jungsteinzeitlichen Kulturen finden sich in Straßkirchen:
a) In der ehemaligen Gemeindekiesgrube am Heiglberg, Flur-Nr. 595, eine 2,50 Meter tiefe Grube mit Resten der Münchshöfener Kultur; dabei verzierte Stücke von Fußschalen und Teile eines großen Gefäßes mit vier Henkeln und je einer Warze darunter.
b) Beim Aushub der Einfassungsmauer für den neuen Friedhof an der Paitzkofener Straße, Flur-Nr. 265, Tonscherben der Münchshöfener Kultur.
c) An der Irlbacher Straße bei Flur-Nr. 550 eine Schüssel der Glockenbecherkultur, die wieder zusammengesetzt werden konnte. Sie hatte einen Durchmesser von 28 cm und eine Höhe von 10 cm.
d) Auf dem Acker Rupert Krinner, Flur-Nr. 1478 (Taubenbuckl), ein 9 cm langer Flachmeißel aus grauem Material
e) Auf dem Englramacker an der Bahn, Flur-Nr. 648, ein Steinbeil.
f) Eine größere Anzahl von Steinbeilen aus der Jungsteinzeit wurden bei Baggerarbeiten aus der Donau zutage gefördert. Es wird vermutet, daß sie einst als Opfergabe zum Schutze von Hochwasser in den Strom geworfen worden sind.
Quellen:
Dr. Joseph Keim, persönliche Aufzeichnungen beim Verfasser, sowie Jahresberichte des Historischen Vereins von Straubing und Umgebung.
Klaus Rose, Historischer Atlas von Bayern 1971, Teil Deggendorf, Seite 3.
Hans Stangl, Aus den Anfängen der ostbayerischen Heimatgeschichte, Straubinger Tagblatt vom 17. 10. 1975.